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Organisations- und Personalentwicklung

Führung im Wandel:

Über die öffentliche Verwaltung in der digitalen Transformation und Netzwerke als Mutmacher

Weil es nicht reicht über etwas zu sprechen, sprachen wir für diesen Artikel mit den drei Netzwerkkoordinatorinnen Marie-Luise Selzer, Julia Maurer und Sarah Brühl des Netzwerkes Digitale Dörfer Rheinland-Pfalz (RLP) über die digitale Wende in der öffentlichen Verwaltung und die positive Rolle von Netzwerken in Zeiten des stetigen Wandels. Uns fasziniert, wie sehr Organisations- und Personalmanagement in Zeiten von Transformationen neu gedacht werden muss – wie wir mit empathischer, experimentierfreudiger und kompetenter Führung ans Ziel kommen.

Gerade bei der digitalen Transformation im ländlichen Raum, gibt es Herausforderungen, die durch Kooperation und Kollaboration bestmöglich gelöst werden können, davon berichteten uns auch die Netzwerkkoordinatorinnen im Interview. Ebenso sprachen wir darüber, wie sie Führung heute wahrnehmen, was das Netzwerk Digitale Dörfer RLP im Zuge der Wenden für die Menschen und Organisationen leistet und wie zukunftsfähige Kommunen entstehen können.

Kokonsult: Was treibt die Kommunen an, Mitglied im Netzwerk Digitale Dörfer RLP zu werden?

Netzwerkkoordinatorinnen: Die Kommunen treten bei, um von den Erfahrungen und bewährten Verfahren anderer Gemeinden zu lernen. Der Austausch von Wissen und Informationen kann dazu beitragen, Herausforderungen effektiver anzugehen und innovative Lösungsansätze zu finden.

Kommunen stehen oft vor ähnlichen Herausforderungen, die auf lokaler Ebene schwer zu bewältigen sind. Wir bieten eine Plattform, um gemeinsam an der Lösung komplexer Themen und Fragestellungen zu arbeiten. Durch die Teilnahme können Kommunen ihre Interessen auch besser vertreten und Netzwerke stärken das Gemeinschaftsgefühl und fördern die soziale Integration zwischen den Kommunen. Der Austausch und die Zusammenarbeit können dazu beitragen, eine gemeinsame Identität und Zusammengehörigkeit zu entwickeln. 

Was bietet das Netzwerk seinen Mitgliedskommunen an?

Wir bieten thematisch relevante Veranstaltungen und Workshops an, die den Mitgliedern der Kommunen die Möglichkeit geben, ihre Fähigkeiten zu erweitern und sich weiterzubilden. Durch die Mitgliedschaft im Netzwerk können Kommunen sich besser auf die Zukunft vorbereiten und sich an sich ändernde Bedingungen anpassen. Sie können frühzeitig auf neue Herausforderungen reagieren und somit wieder von den Erfahrungen anderer lernen.

Beim letzten Netzwerkstreffen im Juni 2023 in Göllheim wies Staatssekretärin im Ministerium des Innern und für Sport Simone Schneider auf die Kurzstudie vom NEGZ „Angst im Wandel“ hin und darauf, wie wichtig Personal- und Organisationsentwicklung für den digitalen Wandel ist. 

Welche Ängste in Bezug auf die digitale Transformation kennen Sie von den Mitgliedskommunen des Netzwerkes?

Ein wichtiger Punkt ist die steigende Komplexität von Prozessen und die damit einhergehende Veränderung: Die digitale Transformation bringt eine rasche technologische Entwicklung mit sich. Viele Menschen sind besorgt und stehen vor der Herausforderung, mit den Veränderungen Schritt zu halten. 

Das wirkt sich natürlich auch auf die Arbeit aus: Selbst wenn Arbeitsplätze nicht vollständig ersetzt werden, werden sich die Anforderungen und erforderlichen Fähigkeiten für gewisse Jobs verändern. Das kann bei Arbeitnehmer*innen Ängste auslösen. Zum Beispiel hinsichtlich Umschulungen oder Weiterbildungen, die notwendig werden. Der Prozess kann auch kulturelle Veränderungen im Arbeitsumfeld mit sich bringen, die nicht von allen positiv aufgenommen werden. Die Angst vor dem Verlust traditioneller Werte oder ein Kontrollverlust durch höhere Transparenz und automatisierte Prozesse sind konkrete Beispiele dafür. Es besteht oft auch eine Angst, dass soziale Bindung, durch einen rein digitalen Prozess, verloren geht.

Was wir durch die neusten Entwicklungen auch vermehrt wahrnehmen: Die Weiterentwicklung von künstlicher Intelligenz – Stichwort ChatGPT –  wirft viele ethische Fragen auf. Die Angst vor einem unkontrollierten Einsatz von künstlicher Intelligenz und autonomen Systemen kann beunruhigend sein.

Wieso ist es so wichtig, dass wir uns von Ängsten nicht lähmen lassen? 

Es ist wichtig zu betonen, dass die genannten Ängste nicht universell sind und von jedem unterschiedlich wahrgenommen werden. Es ist entscheidend, sich mit den Herausforderungen auseinanderzusetzen und angemessene Lösungen zu finden, um die Vorteile der digitalen Transformation bestmöglich zu nutzen und gleichzeitig mögliche negative Auswirkungen zu minimieren. Das versuchen wir im Netzwerk zu vermitteln und zu leben.

Wie hilft die enge Zusammenarbeit als Netzwerk bei der Bewältigung dieser Ängste? Warum sind Netzwerke (so) wichtig?

Die enge Zusammenarbeit als Netzwerk kann dazu beitragen, die individuellen Ängste im Zusammenhang mit der digitalen Transformation anzugehen, indem sie Unterstützung, Wissen, gemeinsame Lösungen und ein Gefühl der Gemeinschaft (wir sitzen alle im selben Boot) bietet. Indem Menschen gemeinsam Herausforderungen angehen, können sie ihre Resilienz stärken und die Chancen der digitalen Transformation besser nutzen.

Oftmals nutzen Verwaltungen die Möglichkeiten der Vernetzung noch nicht so stark, wie es eigentlich sinnvoll wäre. Aber gerade im Hinblick auf ein so dynamisches, allumfassendes Thema, wie die Digitalisierung entsteht ein enormer Mehrwert für jede Kommune.

Wir sind positiv überrascht, wie offen sich der Austausch in der kommunalen Familie gestaltet.

Für uns ist ein gutes Netzwerk ein grundlegendes Instrument für persönliches und berufliches Wachstum: Netzwerke spielen eine Schlüsselrolle dabei, Menschen zu verbinden, Wissen zu teilen und gemeinsam positive Veränderungen zu bewirken. Und zusammen und in Gemeinschaft hat man auch weniger Angst.

Für uns ist ein gutes Netzwerk ein grundlegendes Instrument für persönliches und berufliches Wachstum: Netzwerke spielen eine Schlüsselrolle dabei, Menschen zu verbinden, Wissen zu teilen und gemeinsam positive Veränderungen zu bewirken. Und zusammen und in Gemeinschaft hat man auch weniger Angst.

- Netzwerkkoordinatorinnen Digitale Dörfer RLP

Damit haben wir uns in unserem Erfahrungsbericht “Wie der digitale Wandel gelingen kann” näher beschäftigt und Gründe sowie Argumente für die Digitalisierung zusammengetragen, die jede Kommune als Argumentationshilfe in der Praxis nutzen kann. Der Bericht ist auf unserer Homepage unter www.digitaledoerfer-vernetzt.de im Downloadbereich zu finden.

In unserem Kokonsult-Blogartikel Behörde der Zukunft mit Leadership 4.0 haben wir uns im Juni gefragt, wie Führungskräfte in öffentlichen Verwaltungen zu Treiber*innen der Digitalisierung werden können. Wir sind der Überzeugung, dass kommunikationsstarke, empathische und selbstreflektierte Führungs-kräfte ganze Teams motivieren und einen Mindset-Shift bewirken können, bei dem es darum geht, nicht nur analog durch digital zu ersetzen, sondern Technologien im Sinne des Menschen zu denken. Wie sehen Sie das, Frau Maurer?

Welche Kompetenzen braucht Führung von morgen?

Julia Maurer: Die Anforderungen an Führungskräfte in der Verwaltung unterliegen einem stetigen Wandel, da sich die Arbeitswelt, die Technologie und die Erwartungen der Mitarbeitenden weiterentwickeln. Meines Erachtens benötigen Führungskräfte folgende Kompetenzen:
 
Digitale Kompetenz: Mit der fortschreitenden Digitalisierung der Arbeitswelt ist es für Führungskräfte in der Verwaltung entscheidend, über ein grundlegendes Verständnis von Technologien und auch digitalen Tools zu verfügen, da diese die Arbeitsweise im Alltag erleichtern.
 
Change-Management: Führungskräfte müssen in der Lage sein, Veränderungen in der Organisation zu initiieren und zu begleiten. Sie sollten ihre Mitarbeitenden durch Veränderungsprozesse führen können und die Fähigkeit besitzen, Widerstände zu überwinden und eine positive Einstellung zu fördern.
 
Teammanagement: Die Teamarbeit wird in Verwaltungen immer wichtiger, da zum Beispiel komplexe Aufgaben eine Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Abteilungen erfordern. Hierfür müssen die Führungskräfte in der Lage sein, Teams zu führen, zu motivieren und zu entwickeln.
 
Kommunikationsfähigkeit: Trotz der Digitalisierung und der steigenden Arbeitslast ist eine klare und effektive Kommunikation unerlässlich. Führungskräfte müssen in der Lage sein, Visionen und Ziele klar zu kommunizieren und auch gut zuzuhören, damit die Bedürfnisse und Anliegen ihrer Mitarbeitenden zu verstehen. Es ist wichtig, die Mitarbeiter*innen durch unsichere Zeiten zu führen.
 
Konfliktlösung: In der Verwaltung können Konflikte zwischen Mitarbeitenden oder Abteilungen auftreten. Hier müssen Führungskräfte in der Lage sein, diese zu erkennen, zu adressieren und konstruktiv zu lösen.
 
Talententwicklung/Agilität: In einer sich schnell veränderten Arbeitswelt und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass Führungskräfte agil sind, sich den Herausforderungen und den Umständen anpassen und auch bei ihren Mitarbeitenden Stärken erkennen, um das Potenzial im Team auszuschöpfen.
 
Diese und weitere Kompetenzen bieten eine Grundlage für Führungskräfte in einer Verwaltung, um den Herausforderungen in der Zukunft gerecht zu werden.
Wie erleben Sie Führung im öffentlichen Sektor momentan?

Der öffentliche Sektor ist dem ständigen Wandel unterworfen, sei es durch politische Veränderungen, Haushaltskürzungen oder neue Gesetze. Er steht vor der Herausforderung, sich an die rasant fortschreitende Digitalisierung anzupassen – unter knappen personellen wie finanziellen Ressourcen. Zusätzlich wird der öffentliche Sektor mit dem Fachkräftemangel konfrontiert. Viele Führungskräfte in der Verwaltung sind Sachbearbeiter und sehen sich auf der gleichen Ebene wie ihre Mitarbeitenden. Die Überlastung ist nicht nur bei den Mitarbeitenden, sondern auch bei den Führungskräften spürbar. Es bleibt kaum bis gar keine Zeit, um sich mit Aufgaben oder Kompetenzen als Führungsperson zu beschäftigen, sich weiterzubilden und ein Team zu bilden, Talente und Stärken zu fördern.

Wie würden Sie den Status Quo der Digitalisierung in ländlichen Regionen beschreiben, Frau Selzer?

Marie-Luise Selzer: Der Status Quo in ländlichen Regionen ist sehr heterogen und die Frage nach der Digitalisierung als Querschnittsaufgabe, die alle Lebens- und Arbeitsbereiche tangiert, nicht trivial zu beantworten.

Viel mehr haben die Kommunen ganz unterschiedliche Entwicklungsschwerpunkte. Die einen sind Vorreiter in Sachen digitaler Kommunikation, die anderen hinsichtlich digitaler Infrastruktur (WLAN und Glasfaserausbau). Andere haben schon einen großen Anteil an Verwaltungsservices, die digital abgewickelt werden können oder bieten digital unterstützte Mobilitätslösungen. Einige Kommunen sind auch im Bereich Tourismus durch digitale Anwendungen schon sehr gut aufgestellt.

Das Feld ist derart groß, dass ich bislang keine Kommune kenne, die DAS digitale Dorf bereits komplett realisiert hat.

Darum geht es meiner Ansicht auch gar nicht. Vielmehr muss sukzessive ein nachhaltiger Prozess in Gang gesetzt werden, wie die Digitalisierung uns in den verschiedensten Bereichen helfen kann, um die Herausforderungen der Gegenwart und der Zukunft zu lösen. Dabei halte ich von der Digitalisierung um des Digitalisierungswillens gar nichts! Der Mensch und der Nutzen für die Menschen müssen stets im Vordergrund stehen.

Welche Führungskraft, welche Menschen, mit welchen Visionen und Kompetenzen, können das digitale Dorf bzw. die zukunftsfähige Kommune entstehen lassen?

Wir brauchen Macher*innen in allen Reihen von der Bürgerschaft und den ehrenamtlich Engagierten in den Vereinen, Initiativen und Räten bis hin zu den Mitarbeitenden, Führungskräften und politischen Vertretern in der Verwaltung.

Eine passive Haltung ist der größte Fehler – denn nur wer Mut zur Veränderung hat, kann auch etwas bewirken.

Oft herrscht in der Praxis eine Abwartehaltung. Sei es aus Angst Fehler zu machen oder aus Unsicherheit. Aber genau das ist das Problem: Wer sich nicht verändert und an die neuen Anforderungen anpasst, der wird verändert werden.

Klimawandel, Fachkräftemangel, soziale Ungleichheit, steigende Kosten etc. – wir brauchen Lösungen, die nicht so vom Himmel fallen werden. Dabei ist auch jede*r einzelne gefragt, Verantwortung zu übernehmen und sich zu engagieren. Weg von einer anprangernden Kultur, die gemachte Fehler verurteilt, hin zu einem partizipativen Ansatz der Bürgerbeteiligung. Und da zählt die Kompetenz jedes*r einzelnen – denn die komplexen Herausforderungen lassen sich nur als Gemeinschaftsaufgabe bewältigen.

Mehrere Perspektiven über alle Generationen einzubeziehen, sich zuzuhören und gemeinsame und nachvollziehbare Lösungen zu finden, das ist der richtige Weg.

Frau Brühl, welche Lücken schließt Technologie in ländlichen Regionen? Welche Herausforderungen, wie weite Wege, dünne Besiedlung, Überalterung und Leerstand löst sie vielleicht sogar?

Sarah Brühl: Die Einführung und Integration digitaler Technologien in ländlichen Gebieten kann die Lebensqualität, die wirtschaftliche Entwicklung und die soziale Teilhabe der dort lebenden Menschen durchaus verbessern. Um aber das volle Potenzial der Digitalisierung im ländlichen Raum auszuschöpfen, ist es wichtig, die spezifischen Bedürfnisse und Herausforderungen dieser Gebiete zu berücksichtigen, wie z. B. die Sicherstellung einer zuverlässigen Internetverbindung, die Förderung digitaler Kompetenzen und die Berücksichtigung sozialer und kultureller Aspekte. Dazu ist eine ganzheitliche Herangehensweise, die die Beteiligung der lokalen Bevölkerung, der Verwaltung und anderer Interessengruppen einschließt, unerlässlich.
Gerade im ländlichen Bereich zeigt sich, dass auch der Digitalisierung eine Schlüsselrolle zukommt, um vermeintliche Nachteile zu kompensieren.

Folgend einige Möglichkeiten, wie die Digitalisierung diese Herausforderungen angehen könnte:

Telekommunikation und Infrastruktur: Durch den Ausbau von Breitband-Internetverbindungen können abgelegene Gebiete besser vernetzt werden. Dadurch wird die Kommunikation verbessert, was wiederum Homeoffice und Telearbeit ermöglicht. Die Möglichkeit, von überall aus zu arbeiten, reduziert die Notwendigkeit für lange Arbeitswege und fördert eine bessere Work-Life-Balance. Zudem ist eine gute Infrastruktur notwendig, damit sich Unternehmen ansiedeln können oder zumindest in der Region bleiben.

E-Government und E-Health: Digitale Lösungen im Gesundheitswesen und in der Verwaltung können dazu beitragen, den Zugang zu medizinischer Versorgung und öffentlichen Dienstleistungen zu verbessern. Telemedizinische Angebote können beispielsweise die Versorgung von Menschen in ländlichen Gebieten erleichtern, die möglicherweise keinen einfachen Zugang zu medizinischen Einrichtungen haben.

E-Learning und Online-Bildung: Digitalisierung ermöglicht den Zugang zu Bildungsinhalten auch in abgelegenen Gebieten. Menschen können online lernen und Schulungen absolvieren, ohne weit reisen zu müssen. Dies fördert die Bildungschancen für diejenigen, die in dünn besiedelten Regionen leben oder in ihrer Mobilität eingeschränkt sind.

Internet der Dinge (IoT): In städtischen Gebieten können digitale Lösungen, wie die Integration von IoT-Technologien, dabei helfen, die Lebensqualität zu verbessern und die Effizienz in verschiedenen Bereichen wie Verkehr, Energie und Abfallwirtschaft zu steigern.

E-Commerce und Online-Handel: Digitale Plattformen ermöglichen es Unternehmen, ihre Waren und Dienstleistungen online anzubieten, unabhängig von ihrer physischen Lage. Dadurch können auch Unternehmen in ländlichen Gebieten ein breiteres Publikum erreichen und ihre Kundenbasis erweitern.

Vernetzte Mobilität: Digitale Technologien können den öffentlichen Verkehr verbessern und eine vernetzte Mobilität ermöglichen, was insbesondere für ältere Menschen in ländlichen Gebieten von Vorteil ist, die möglicherweise nicht mehr mobil sind oder Schwierigkeiten haben sich fortzubewegen.

Smart Farming: In ländlichen Gebieten kann die Digitalisierung in der Landwirtschaft die Effizienz steigern und den Einsatz von Ressourcen wie Wasser und Düngemitteln optimieren. Dies kann dazu beitragen, den landwirtschaftlichen Leerstand zu verringern und die Lebensgrundlage für die ländliche Bevölkerung zu verbessern.

Es ist wichtig zu beachten, dass die Digitalisierung auch Herausforderungen mit sich bringen kann, wie beispielsweise technische Hürden für ältere Bevölkerungsgruppen und die Notwendigkeit, in die digitale Infrastruktur zu investieren. So ist es entscheidend, dass die digitale Transformation inklusiv gestaltet und niemand zurückgelassen wird. Eine sorgfältige Planung und Umsetzung digitaler Initiativen ist zum Gelingen unerlässlich, und zwar MIT den Menschen vor Ort.

Haben Sie womöglich konkrete Beispiele aus Ihrer Arbeit im Projekt?

In unserem Netzwerk haben wir viele Ansprechpartner*innen in den Kommunen, die mittlerweile als Kommunale Digitalbeauftragte weitergebildet wurden – dies ist für uns ein positives Zeichen, dass in den Kommunen das Thema Digitalisierung auch entsprechend als notwendige Aufgabe der Verwaltung begriffen wird. Obwohl es auch dort einem ganzheitlichen, organisatorischen und finanziellen Rahmen bedarf, der auch den Wandel an sich betrachtet und nicht nur technische Aspekte. Ein gutes Beispiel ist meiner Meinung nach die Verbandsgemeinde Wachenheim an der Weinstraße, die in einer eigenen Stabstelle IT und Digitalisierung Changemanagement miteingerichtet haben.

Im sozialen Bereich sind besonders die ehrenamtlichen Initiativen stark, wie zum Beispiel die Digitalbotschafter oder IT-Cafés, die besonders ältere Menschen auf ihrem Weg in die digitale Welt begleiten oder Unterstützung bei Soft- und Hardwareproblemen bieten.

Auch die, im Projekt “Digitale Dörfer” entwickelten Lösungen, wie die DorfNews oder die DorfFunk-App, die Bürger*innen untereinander und mit der Verwaltung vernetzten sowie die lokale Kommunikation fördern, sind für uns gewinnbringende Bausteine für eine lebenswerte Region.

In Bezug auf digitale Infrastruktur kann ich den frühzeitigen, selbstständig finanzierten Breitband-Ausbau nennen, der in unserer Verbandsgemeinde dafür gesorgt hat, dass Wirtschaftsunternehmen entweder nicht abgewandert sind oder sich neu angesiedelt haben.

Die zu Beginn genannte Studie vom NEGZ setzt für die erfolgreiche, angstfreie Zukunft der deutschen öffentlichen Verwaltung auf mehr Menschlichkeit – darauf, Mitarbeitende im Rahmen der Personal- und Organisationsentwicklung als Ganzheitliches zu sehen, mit Verständnis für Persönliches. Auch wir finden, dass das Lösen von hierarchischen Denkmustern, das Sehen des Menschen hinter dem digitalen System und das Anerkennen seines Zustandes und seiner Bedürfnisse im Veränderungsprozess maßgeblich entscheidend sind im Wandel zur Behörde der Zukunft. Was meinst Du?

Vielen lieben Dank an Marie-Luise Selzer, Julia Maurer und Sarah Brühl für die Zeit und den Input zu diesem höchst spannenden, vielseitigen Thema.

Autorinnen: Kristina Oldenburg, Anne Cavalier

Quellen im Text verlinkt.

Titelbild via UNSPLASH von Tristan Brave

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